Berlin, 07.05.2019
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder der KTG,
Auch zur Halbzeit unserer Veranstaltung noch einmal ein „Herzliches Willkommen“ zu unserer Jahrestagung Kerntechnik – dem Original - seit 50 Jahren. Die kerntechnische Branche trifft sich erneut im großen Rahmen zum zweiten Mal in diesem Jahr, nach Dresden zur „Kontec“ jetzt in Berlin zur AMNT“.
Wir erleben gerade, dass die diesjährige Jahrestagung ganz besonders und auch ganz besonders gut ist und auch sicherlich noch bleibt. Ganz besonders, weil wir für diese AMNT eine Reihe von außergewöhnlichen Highlights für Sie vorbereitet haben:
Wir haben einen Film mit dem Titel „Die ersten 50 Jahre“ für Sie gedreht, sie konnten Ihn heute Vormittag anschauen. Wir wollten mit dem Titel „Die ersten 50“ einen Rückblick auf relevante Meilensteine der Vergangenheit liefern aber eben auch einen Ausblick auf die die Zukunft geben. Florian Gremme hat heute der KTG zu den ersten 50 gratuliert. Unsere „Junge Generation“ und auch viele andere sind von der Zukunft der KTG überzeugt.
„Der nukleare Traum“ ist der Titel eine Fotoausstellung, in der der Fotograf - und für mich auch Künstler - Bernhard Ludewig Motive aus dem Bereichen Forschung, Bau und Betrieb, Rückbau und Entsorgung eindrucksvoll in Szene gesetzt hat. Falls Sie noch nicht dort waren: es lohnt sich!
Eine Reihe unserer Aussteller präsentieren zur 50. Jahrestagung „besondere“ Exponate an ihren Ständen, besuchen Sie auch weiter rege unsere Industrieausstellung.
Ca 600 Besucher aus dem In- und Ausland haben den Weg zu unserer 50. Jahrestagung Kerntechnik gefunden. Die Anzahl unserer ausländischen Teilnehmer bleibt erfreulicherweise konstant.
So haben wir neben dem UK und tschechischen Pavillion auch Vertreter aus anderen Ländern auf der Jahrestagung, unter ihnen Schweden. Schweden galt in der Vergangenheit oft als Blaupause für Kernenergieentwicklungen in Deutschland: Ausstieg aus der Kernenergie, Wiedereinstieg, Laufzeitverlängerung, vorzeitiges Abschalten von Blöcken aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit…
Aber es gibt auch Unterschiede: die Schweden, die Ihren Strom zu ca 50% aus Wasserkraft und 50% aus Kernenergie erzeugen, haben ein Endlager für schwach-, mittel und hochaktive Abfälle und sie haben Greta.
Greta Thunberg, eine 16-jährige schwedische Klimaaktivistin, die zur Ikone einer neuen Jugendbewegung für den Klimaschutz wurde. Sie hat eine Wahrheit ausgesprochen, die so unbequem ist, dass sie in Deutschland kaum jemand hören will. Sie twitterte: „Ich bin eigentlich gegen die Kernenergie. Aber laut Weltklimarat kann Kernenergie tatsächlich ein kleiner Teil einer großen, neuen CO2-freien Energielösung sein... nämlich dann, wenn Länder keinen Zugang zu erneuerbaren Energien haben. Darüber sollten wir debattieren.“
Gefragt nach Lösungen zum Klimaproblem antwortet Thunberg, dass sie die die Antwort nicht kenne. „Niemand weiß genau, was zu tun ist. Und darum geht es: Wir können nicht einfach ein paar Steuern erhöhen oder in ein paar grüne Fonds investieren und dann weitermachen wie bisher. Mit unseren aktuellen Systemen gibt es keine Lösung. Wir müssen uns das ganze Thema anschauen … und nur durch die beste verfügbare Wissenschaft, könne man eine Lösung finden.“ Zur Wissenschaft kommen wir nachher noch einmal…
Lesenswert ist übrigens auch der Vortrag von Michael Schellenberger, dem Präsidenten von „Environmental Progress“ und Mitbegründer von „Nuclear Pride Fest“, den er auf der diesjährigen Atomexpo hielt. Schellenberger vergleicht Frankreich und den Klimaschützer No. 1: Deutschland. Er sagte: „Deutschland erzeugt im Vergleich zu Frankreich weniger als die Hälfte seines Stroms aus CO2-armen Rohstoffen und produziert pro Kraftwerk das Zehnfache an CO2-Emissionen. Dazu kommt, dass der emissions-arme Strom in Frankreich nur wenig mehr als die Hälfte des Stromes in Deutschland kostet.“
Greta Thunberg und Michael Schellenberger sind mit ihrer Haltung nicht allein: 446 aktive Kernkraftwerke gibt es weltweit und noch einmal fast 150 befinden sich derzeit in Bau oder Planung. Die deutsche Energiewende hat weltweit wenig Nachahmer gefunden.
In Deutschland sind derzeit noch 7 Kernkraftwerke am Netz und speisen im Mittel ca. 14% der in Deutschland benötigten Grundenergieversorgung in die Energieübertragungsnetze ein. 26 Anlagen sind in der Nachbetriebs- bzw. Stilllegungsphase, nur zwei der abgeschalteten Anlagen haben noch keine Stilllegungsgenehmigung erhalten; die Anträge sind gestellt, sodass auch diese Anlagen in absehbarer Zeit mit der Stilllegung beginnen werden. Die hohe Zahl an Projekten im Rückbau, die gleichzeitig in Bearbeitung sind, zeigt, dass für kerntechnische Unternehmen genügend Aufgaben anstehen.
Unsere Kerntechnische Gesellschaft wurde am 14. April 1969 zunächst als Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum gegründet. Bei der Gründungsversammlung in der Aula der Universität Frankfurt am Main wählten die 163 Neu-Mitglieder Herrn Prof. Wolf Häfele zu ihrem ersten Vorsitzenden.
Professor Häfele beschrieb unsere KTG als „gemeinsamen kerntechnischen Heimathafen von Wissenschaft und Technik“. Ein schönes Bild, das bis heute so Bestand hat.
Werner von Siemens beschrieb den Zusammenhang von Wissenschaft und Technik übrigens wie folgt: „Die naturwissenschaftliche Forschung bildet immer den sicheren Boden des technischen Fortschritts, und die Industrie eines Landes wird niemals eine internationale, leitende Stellung erwerben und sich selbst erhalten können, wenn das Land nicht gleichzeitig an der Spitze des naturwissenschaftlichen Fortschritts steht.“
Betreiber, Hersteller, Behörden und Gutachter, Lehre und Forschung verbindet nach wie vor ein zentrales Thema: das kerntechnische Know-how muss in Deutschland erhalten werden, um den verbleibenden Leistungsbetrieb, den Nachbetrieb, die Stilllegung und den Rückbau deutscher Anlagen sicherzustellen und die Entsorgungsfrage nachhaltig zu lösen.
Deutschland ist ein Land der Spitzenforschung, das Forschungsreaktoren betreibt und in internationalen Nuklearforschungsprogrammen mitarbeitet. Deutschland hat einzigartige wissenschaftliche und industrielle Fähigkeiten in der Kerntechnik, zu deren langfristigen Erhalt eine ausreichend große kritische Masse von deutschen Herstellern, ihren Zulieferern und Dienstleistern notwendig ist. In unserem Land wurden und werden die verlässlichsten Kernkraftwerke und kerntechnischen Anlagen betrieben.
Die Bundesregierung plant, auch in der Zukunft internationale Sicherheitsbewertungen durchführen zu können. Dieses Interesse wird sicherlich langfristig bestehen, da die Mehrzahl der anderen Staaten, die Kernenergie nutzen, keinen Ausstieg anstreben. Ohne eine eigene kerntechnische Industrie und einer entsprechend eingebetteten Forschungslandschaft, wird es schwer möglich sein, weiter weltweit eine treibende Kraft kerntechnischer Sicherheit zu sein.
Heute Vormittag haben wir den Vortrag von Florian Gremme zum Thema „Selbstverständnis und Perspektive des kerntechnischen Nachwuchses“ gehört. Ich fand die Ausführungen von Florian als Vertreter unserer „Jungen Generation“ sehr gelungen und hervorragend ehrlich. Da haben wir Zuversicht gehört: „Wir sind da! Einer muss sich um den Rückbau des ungeliebten Klimaschützers ja kümmern.“
Der Arbeitsplatz in der Kernenergie ist zumindest bis zum Ende des Rückbaus stabil, aber Kernenergie hat in der Öffentlichkeit ein schlechtes Image, die Stigmatisierung der Kernenergie muss beendet werden.“
Florian schloss seinen Vortrag wie folgt: „Es muss daher ein integrales Konzept von Industrie, Wissenschaft und Forschung, Ausbildung sowie Politik her, um die Attraktivität der Kerntechnik zu erhöhen, um kerntechnischen, ggf. lehrenden, Nachwuchs zu finden und zu fördern und um schließlich die kerntechnischen Aufgaben in unserem Land zu bewältigen.“
Abschließend möchte ich mich bei allen bedanken, die diese Tagung organisiert und mitgestaltet haben. Insbesondere gilt mein Dank dem Programmausschuss und allen Referenten dieser Tagung. Unsere KTG hat erneut ein exzellentes und hochaktuelles Programm vorbereitet. Gerade in Zeiten großer Herausforderungen ist der Beitrag unserer KTG-Mitglieder, die sich persönlich mit großem Engagement für Kerntechnik „Made in Germany“ im Allgemeinen und für unsere Jahrestagung im Speziellen einbringen, nicht hoch genug zu würdigen. Dafür möchten wir uns auch an dieser Stelle nachdrücklich noch einmal bedanken. Wir gehen auch weiterhin davon aus, dass die Unternehmen und Organisationen, in denen unsere ehrenamtlichen Mitglieder arbeiten, diese KTG-Tätigkeit wertschätzen. Was die Mitglieder der KTG verbindet, ist die „Faszination Kerntechnik“. Lassen auch Sie sich davon anstecken…
Ich wünsche Ihnen, ich wünsche uns noch einen schönen
Abend. Herzlichen Dank für Ihr Kommen!
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